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LonelyPixel 06.02.2007 18:17

Webseiten kooperativ bewerten
 
Ich war grad schon wieder auf einer Webseite eines großen Computerherstellers unterwegs und hab mich darüber geärgert, dass die Schrift viel zu klein ist. Wenn man sie größer ranzoomt, wird deshalb aber nicht auch der verwendete Platz auf der Seite größer, sodass alles nur noch enger wird. Gleiches gilt für Online-Banking-Seiten, auf denen man die sinnlosesten CSS-Regeln findet, die potentiell (und dann auch tatsächlich) nur mehr Ärger bereiten, als sie jemals zu helfen bestimmt waren. Und oft habe ich den Eindruck, dass den betreffenden Webdesignern diese Missstände völlig egal sind. Wenn man ihnen sagt, dass das so nicht richtig toll ist, und sie doch z.B. nur diese oder jene CSS-Zeile entfernen sollten, kann man froh sein, wenn man vom First-Level-Support noch die Bestätigung bekommt, dass das Anliegen an die Technik-Abteilung weitergeleitet wurde.

Was hier fehlt, ist einfach der öffentliche Druck, ohne den es bei zu groß geratenen Unternehmen (mit zu hohem Innendruck) scheinbar nichts mehr geht. Das könnte man doch eigentlich so machen, dass man die breite Masse der Web-Benutzer über die Qualität von Seiten abstimmen lässt, denk ich mir. Dafür ist ein Browser-Plugin doch eine gute Möglichkeit, oder?

Natürlich bietet diese offene Abstimmung noch Probleme. Umfragen dieser Art zeigen praktisch nie ein realistisches Ergebnis. Dagegen könnte man meiner Meinung nach mit folgendem Verfahren vorgehen: Nur registrierte Benutzer dürfen Seiten bewerten. Um sich zu registrieren, muss man nachweisen, Ahnung von der Sache zu haben. Nur-Maul-Leute, die selbst nix können, werden vermutlich oft keine brauchbaren Ergebnisse erzielen. Dieser Nachweis könnte z.B. durch das Vorzeigen einer Webseite erfolgen. Google macht das in etwa so, dass man eine bestimmte Datei oder meta-Tags auf der angegebenen Seite anbringen muss, um die tatsächliche Gewalt über die Seite zu bestätigen.

Dann, wenn man seine eigene Webseite (oder auch mehrere) angegeben hat, können diese natürlich ebenso bewertet werden. Hat jetzt jemand gute Bewertungen für seine eigenen Seiten erhalten, scheint er seine Sache gut zu machen und einigermaßen Ahnung davon zu haben. Bewertungen solcher Nutzer kann man dann (viel) höher gewichten als die von anderen. Vielleicht kann man in einem gewissen Umfang ja auch anonyme Stimmen zulassen, da wäre eine geeignete Datenprüfung notwendig. Ebenso könnte man sich überlegen, alle Bewertungen einer gewissen (automatischen) Plausibilitätsprüfung zu unterziehen, evtl. sogar durch „Moderatoren“.

Um das System noch interessanter zu gestalten, kann man öffentliche Top-Listen rausgeben, auf denen ganz oben die am besten bedienenbaren Webseiten stehen. Oder die übersichtlichsten. Das kann man ja bei Bedarf noch ein wenig aufdröseln, je nachdem, wie detailliert die Seitenbewertung vorgenommen wird. Und letztlich könnte es im Management diverser Banken und Medienkonzerne oder Online-Shops auch einen gewissen Druck ausüben, mit guten Seiten dazustehen, und dafür zu sorgen, dass ihre Web-Entwickler ordentlich arbeiten. Bei den SSL-Zertifikaten oder so will ja auch jeder so ein tolles „Trusted Shop“-Logo in sein Schaufenster kleben dürfen. Eine Teilnahme und der Zugriff auf die Listen und Bewertungen sollte natürlich kostenlos sein. Eine bessere Bewertung nach Bezahlung soll im Sinne des Systems natürlich nicht möglich sein.

Was meint ihr, ist diese Idee machbar? Hat sie überhaupt eine Auswirkung? Gibt es sowas womöglich schon und ich kenne es nur noch nicht?

Dass man durch die Registrierung, eigene Seiten und Bewertungen ein gutes Profil von sich abgeben kann, ist mir bewusst. Die Datenschutzaspekte müssten dann natürlich auch zufriedenstellend geklärt werden.

codethief 07.02.2007 00:07

Hört sich insgesamt gut an, nur wie genau stellst du dir die Bewertungen vor? Weil ich hätte nämlich nicht große Lust bei jeder Website einen großen Text an den Sohn vom Chef Webdesigner der Firma zu verfassen.

LonelyPixel 07.02.2007 16:23

Naja, damit es was bringt, müsste so eine Bewertung schon etwas mehr als ein „gut“ oder „schlecht“ sein. Ich dachte da so an eine Skala von 1 (schlecht) bis 5 (gut) für verschiedene Bereiche wie
* Darstellung im Browser (passt alles, ist die Schriftgröße ok – dafür wird der aktuelle Browser mit angegeben)
* Bedienbarkeit (sind wichtige Links zu klein, kann man Funktionen nur umständlich erreichen)
* Übersichtlichkeit (finde ich mich gleich zurecht, finde ich die gesuchte Information)
* Rechtschreibung
Weitere Kategorien fallen mir jetzt auf Anhieb nicht ein. Ein Freitextfeld lässt dem Bewerter die Möglichkeit, seine Bewertung zu begründen und den Webdesigner bei der Verbesserung zu unterstützen (optional).

Damit es aber auch ausgefüllt wird, darf es natürlich kein fünfseitiges Steuerformular sein. Der Bewertungsbogen sollte also formell und übersichtlich sein, sodass man mit etwas Übung ganz schnell die Fragen beantworten kann. Mehr als so 5-8 Kategorien (die eigentlich alle optional sein sollten: Optionen 1/2/3/4/5/k.A.) wären also eher nicht gut.

Nach den Kategorien könnte man dann z.B. auch die Top-Listen erstellen. Die Gesamtbewertung kann sich aus dem gewichteten Durchschnitt der Einzelwerte errechnen. Die Gewichtung könnte wieder jeder einmalig mit seiner Registrierung angeben, auch diese Gewichtung sollte dann nach den eigenen Bewertungen „gewichtet“ werden… Ein rekursives Problem, dessen Lösung man wohl kaum öfter als einmal in der Woche suchen möchte. ;)

shob 10.02.2007 22:14

Und bei Veränderungen an der Site (Redesign o.ä.) wird das alte Bewertungsprofil gelöscht und man fäng wieder von vorne an? Und falls ja, wie kriegt man mit, dass sich eine Seite verändert hat?

LonelyPixel 11.02.2007 12:07

Das ist in der Tat eine gute Frage, daran hab ich noch nicht gedacht. Die Bewertungen an sich könnten eine Art „Alterungseffekt“ haben, sodass sie sich mit der Zeit selbst auflösen. Das würde zwar ein kontinuierliches „Neubewerten“ (oder zumindest „Reaktivieren“ vorheriger Bewertungen) erfordern, stellt aber auch eine gewisse Aktualität der Angaben sicher. Gleichzeitig könnte man ein Verfahren vorsehen, mit dem Benutzer größere Veränderungen melden können, sodass die Bewertungen vor diesem Zeitpunkt schneller verfallen. Jemand ne bessere Idee?

Was mir auch grade noch einfällt ist die Möglichkeit des Missbrauchs des Systems. Es wäre theoretisch denkbar, dass sich Internetnutzer irgendwie absprechen, eine bestimmte Seite aus nicht-objektiven Gründen besonders gut oder schlecht zu bewerten. Wenn man nun hergehen würde, und deren eigene Seiten negativ bewertet (ob gerechtfertigt oder nicht), um die Stimmen abzuschwächen, würde das über kurz oder lang das ganze System beeinträchtigen. Auch sollte man nicht seine Freunde dazu aufrufen (können), die eigene Seite unwahrheitsgemäß besonders gut zu bewerten.

codethief 14.02.2007 22:30

Das Problem mit dem Missbrauch wird doch schon dadurch gelöst, dass man sich gegenseitig bewertet und die Bewertungen der Websites der Benutzerbewertung entsprechend einfließen (funktioniert natürlich nur bei einer großen Benutzeranzahl).

Dem von dir bereits angesprochene Alterungseffekt und der Meldung von größeren Veränderungen, kann ich zustimmen - scheint die beste Lösung zu sein. Andererseits könnte man natürlich bestimmte Teile der Website speichern und in regelmäßigen Abständen überprüfen inwieweit die aktuelle Version von der alten abweicht (es gibt ja entsprechende Bibliotheken).


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